CIRUELOS BIOGRAPHIE
Weltweit bekannt wurde Ciruelo Cabral mit seinen
Drachen-Illustrationen, die zu Prototypen des Fantasy-Genres
avancierten. Zu seinen Kunden zählen Wizards of the Coast, Lucasfilm,
Steve Vai und der Playboy. Der Wahlspanier ist einer
der größten Fantasy-Maler der Gegenwart, ein Künstler, der sich
diesen Titel redlich verdient hat.
Wer schon einmal mit Ciruelo zu tun hatte, weiß, dass
der gebürtige Argentinier ein freundliches und offenes Naturell
besitzt. Trotz des errungenen Renommees, nicht zuletzt durch
den weltweiten Erfolg seines Buchs Das Buch der Drachen,
hob der Maler nicht ab. Er ist sich auch heute nicht zu schade,
z.B. (Fan-)Briefe selbst zu beantworten. Damit die Arbeit -
und davon hat er reichlich - nicht zu kurz kommt, gibt es aber
auch im Hause Cabral einen Manager. Das ist Ciruelos Frau Daniela.
Mit ihr ist der 1963 geborene Künstler seit 15 Jahren verheiratet
und hat zwei Kinder, Angelo, 4 Jahre, und Lys, 11 Monate.
Die ersten künstlerischen Gehversuche machte Ciruelo in seiner
Jugend im argentinischen Buenos Aires. Mit 15 wurde seine erste
Zeichnung in einer Schülerzeitung veröffentlicht, außerdem entwarf
er einen Flyer für ein Teenager-Rockkonzert. Mit 21 begann er
als freier Illustrator zu arbeiten, um 1987 nach Spanien
überzusiedeln. Heute blickt Ciruelo auf mehr als 500 Illustrationen
und unzählige Entwürfe zurück. Bei letzteren nicht ohne Wehmut:
Es ist eine Schande, aber ich weiß, dass die meisten dieser
Zeichnungen wegen Zeitmangels niemals fertige Farbillustrationen
sein werden. Der Maler sorgte aber dafür, dass sie uns
nicht vorenthalten bleiben. Im Jahr 2000 erschien Magia
- The Ciruelo Sketchbook, wo auf 64 Seiten mehr als 200
seiner Skizzen begutachtet werden können.
Aber der Reihe nach. Die erste Buchveröffentlichung des argentinischen
Künstlers datiert aus dem Jahr 1990. Das Buch Ciruelo
ist eine 120 Illustrationen verschiedenster Themen und Medien
umfassende erste Anthologie seiner Arbeiten, über die der englische
Autor Nigel Suckling in der Einführung schreibt: Ein Vorteil
hiervon ist, dass verschiedene Stile gelegentlich zusammengebracht
werden können, um neue und oftmals verblüffende Effekte zu produzieren,
Effekte, die in gewisser Weise das Kennzeichen von Ciruelos
besten Bildern sind und wahrscheinlich jenen persönlichen Stil
darstellen, den er sucht bzw. den er, ohne sich dessen bewusst
zu sein, bereits gefunden hat.
Was hier beschrieben wird, ist Ciruelos tief verwurzelter Hang
zum Experimentieren mit unterschiedlichen Gestaltungstechniken.
Ein Hang, der ihn mit 17 veranlasste, das Marmorieren zu üben,
und ihn 1995 zu seinen Petropictos führte. Für diese
genialen natürlich-fantastischen Steinbemalungen, die mittlerweile
Ausstellungen in mehreren Ländern hatten, eignet sich laut Ciruelo
kein Werkzeug besser als der Airbrush.
Egal auf welchem Untergrund, das Thema des 39-Jährigen ist und
bleibt die Fantasy. Schon als Kind erkannte er den fantastischen
Aspekt der Dinge. Ciruelo las Bücher und Zeitschriften,
die sich mit Fantasy und Science Fiction beschäftigten. Auch
die laufenden Bilder spielten eine Rolle in seiner Entwicklung.
Das Entscheidende aber: Das Zeichnen war schon immer meine
Art mich auszudrücken, wie bei den meisten Kindern. Nur
- anders als die meisten Kinder - blieb Ciruelo auch später
dabei. Angeregt durch die Werke seiner Idole Alan Lee, Frazetta
und Roger Dean, entschloss er sich mit 16, aus seiner fantastischen
Neigung und Begabung einen Beruf zu machen.
Aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Situation in seiner
Heimat, siedelte der junge argentinische Illustrator 1987 24-jährig
ins katalonische Sitges bei Barcelona um. Vielleicht der entscheidende
Schritt für seine Karriere, fand er doch in Europa einen stärkeren
Markt für seine Schöpfungen.
Doch alles braucht seine Zeit, und jeder Anfang ist bekanntlich
schwer. Nicht anders bei Ciruelo. In den ersten Jahren verbrachte
der Wahlspanier pro Bild vier bis fünf Monate im Arbeitszimmer.
Gibt man ihm heute einen Auftrag, verstreichen höchstens drei
Wochen, und die gewünschte Illustration liegt bereit. Bemerkens-
und bewundernswert auch der Alltag des Malers in den 1990ern:
Ciruelo gibt an, dass sein Arbeitstag um neun Uhr begann und
er zunächst bis 18 Uhr arbeitete, unterbrochen nur von einer
Stunde Mittagessen. Von 18 bis 19 Uhr machte er Sport: Fußball,
Fahrrad fahren oder Joggen. Danach ging es wieder ins Studio
bis zwölf Uhr nachts. Das Ganze sieben Tage die Woche.
Erst mit der Geburt seines Sohnes Angelo wurde dieser Rhythmus
gestört. Die Cabrals brauchten ein größeres Haus, und Ciruelo
entschied sich schließlich, es selbst zu bauen. Eine Herkulesarbeit,
die jetzt, nach mehr als drei Jahren, fast beendet ist. Ciruelo
sehnsüchtig: Ich möchte nun möglichst schnell zu jener
Routine zurückkehren; ich fühle mich großartig, wenn ich tief
in meiner Arbeit versunken bin. In seinem neuen, größeren
und noch erhabener gelegenen Studio sollte ihm das gelingen.
Über Licht zur Magie: Ciruelos Stil
Innerhalb seiner fantastischen Gegebenheiten ist Ciruelos Malstil
realistisch zu nennen. Bildkomposition, Perspektive, Proportionen
entsprechen natürlichen Verhältnissen. Form und Aussehen von
Landschaften, Bauten und dargestellten Figuren sind in der Regel
hoch detailliert und unserer Welt entnommen bzw. an sie angelehnt.
Wir sehen Burgen, Pferde, Ritter und Abenteurer, wie es sie
im Mittelalter gegeben haben kann. Genauso hoch detailliert
sehen wir aber auch, und das ist das eine fantastische Element
von Ciruelos Kunst, Drachen, Dschinne, Untote und Zwerge - Gestalten
und Wesen, die zwar in Sagen, Legenden und Mythen, nicht aber
faktologisch und positivistisch belegt sind. Mit ihnen wird
die realistische Ebene überschritten - die Welt des Übernatürlichen,
Zauberhaften und Grotesken beginnt.
Der andere fantastische Bestandteil ist die visualisierte Magie:
das übertriebene Leuchten von Städten und Gegenständen, das
auratische Glänzen der Fabelwesen, der grelle Lichteinfall,
kurz die stilisierte Farbgebung. Nicht zufällig heißt das dritte,
1997 erschienene Ciruelo-Buch Luz, weiß der Maler
doch, dass sich die Wirkung seiner Bilder im Wesentlichen aus
der Gestaltung des Lichts speist. Ich versuche, den leuchtenden
und magischen Aspekt des Lebens zu betonen. Meine Bilder sind
deshalb gewöhnlich sehr farbenfroh, erläutert der nach
eigenen Angaben vollkommen farbenblinde Künstler.
Für seine Illustrationen, die als Buchtitel, für Film und Werbung
oder als freie Arbeit entstehen, benutzte Ciruelo bis vor etwa
zehn Jahren vorwiegend den Airbrush. Seither arbeitet er vorwiegend
auf herkömmliche Art: auf Leinwand mit Pinsel und Acrylfarben.
Daneben greift er häufig zum einfachen Bleistift, und nicht
selten kommt es vor, dass er in seinem experimentellen Wahn
mixt, was gerade zur Hand ist.
Zu neuen Ehren kam der Luftpinsel, wie erwähnt, im Zusammenhang
mit Ciruelos Steinbemalungen, den so genannten Petropictos.
Auf eigentümliche Art verbindet Ciruelo hier Fantasy-Motive
mit der vorgefundenen Form seines Untergrundes, den er nur marginal
bearbeitet. Farben und gewisse Motive erinnern an Höhlenmalereien
längst untergegangener Kulturen; die Airbrushtechnik ermöglicht
ein unglaublich filigranes und detailliertes Arbeiten. Ein fertiger
Petropicto ist eine innovative Einheit von Form, Technik und
Inhalt, Natürlichkeit und Künstlichkeit in faszinierender Harmonie.
Ciruelo selbst sieht sie als neue Art, mich künstlerisch
auszudrücken. Sie sind ein Zweig meiner Kunst, der mir eine
tiefgründige Verbindung zur Natur, zu meiner eigenen Kreativität
und zu Menschen ermöglicht. Dem Joch kommerzieller Kunst
weitgehend entschlüpft, habe er heute größere Freiheit, und
das mache seine Kunst authentischer.
Trotz seiner früheren Vorliebe hat Ciruelo den Luftpinsel niemals
idealisiert, sondern stets pragmatisch als ein Werkzeug unter
anderen verstanden. Sein Rat an Jungkünstler lautet deshalb:
Seht den Airbrush als einfaches Werkzeug und verwendet
so viele Werkzeuge wie ihr könnt. Denn das Wichtigste ist das
Bild bzw. die kreative Energie, die ihr auf die Leinwand übertragt.
Ein herausragendes Pistolenmodell gebe es nach Ciruleos Ansicht
auch nicht: Heutzutage gibt es sehr viele gute Pistolen,
mit denen sich beginnen lässt, das ist nicht das Problem. Versucht,
euch so ausgiebig wie möglich mit Kunst und den Visionen anderer
Künstler auseinanderzusetzen, um den eigenen Horizont zu erweitern.
Ein Rätsel ist es aber auch für den erfolgreichen Ciruelo, warum
das Airbrushing generell als Stiefkind der Malerei, als minderwertig
gegenüber Ölmalerei oder Plastik gilt. Er weiß nur, dass ihm
deshalb schon Hindernisse entstanden sind. Und natürlich bedauert
er es, dass ein Drachen-Spezialist, egal wie gut er ist, wohl
niemals mit seinen Bildern den Weg in renommierte Galerien finden
wird. Typisch Ciruelo aber die Schlussfolgerung: Letztlich
sagte ich mir: Kümmere dich nicht weiter um diese Marktzwänge,
sondern folge deinem Herzen.
Abgesehen von seiner Profession als Fantasy-Illustrator gibt
es in Ciruelo Cabrals Leben weitere Leidenschaften und Interessen.
Neben Frau und Kindern findet sich zum einen das sportliche
Vergnügen: Fußball und Rad fahren stehen hier ganz oben. Zum
anderen schult er jeden Tag seine Fähigkeiten als Guitarrero.
Wer sich davon überzeugen will, dass Ciruelo auch dieses Instrument
beherrscht, hat die Möglichkeit, sich die CD-Rom des Buchs
der Drachen zuzulegen. Dort sind Eigenkompositionen des
Künstlers zu hören.
Wer schon alles vom Fantasy-Meister besitzt und sehnlich auf
Neues wartet, dem sei Folgendes gesagt: Zurzeit legt Ciruelo
letzte Hand an Travels, eine Kompilation von in
Flughäfen, Hotels oder Landschaften erstellten Schwarzweiß-Zeichnungen,
begleitet von Texten, die deren Entstehung beschreiben. Außerdem
designt er einen Drachen für einen Film - welchen, wollte Ciruelo
nicht verraten. Wir können also gespannt sein. Wer schließlich
seine Petropictos einmal live sehen möchte, der sollte sich
auf Ciruelos Homepage schlau machen, wo und wann Ausstellungen
geplant sind. |